Erweiterung des Geläuts um drei Glocken
Erbendorf. Oft hören wir sie nur unbewusst, doch wenn sie verstummen würden und nicht zu vernehmen sind fällt es einem auf: Die Glocken eines Ortes. Sie laden nicht nur zum Gottesdienst und Gebet ein, sondern verkünden auch durch das Schlagwerk die Uhrzeit vom Turm. Täglich lädt uns die Marienglocke zum Gebet ein, wenn sie morgens um 6.00 Uhr, mittags um 12.00 Uhr und abends bei Einbruch der Dunkelheit läutet. Freitags erinnert uns um 11.00 Uhr das Geläut an das Leiden Jesu am Karfreitag. Wie wichtig die Glocken auch unseren Vorfahren waren, zeigt ein Blick in die Geschichte unserer Pfarrei. Auch wenn Brände immer wieder auch die Glocken zerstörten, bemühte man sich zeitnah um Ersatz. Als beim Großbrand 1796 auch die Pfarrkirche samt Turm zerstört wurde, goß in der Zeit zwischen 1796 und 1798 der Glockengießer Johann Diwall in Amberg aus den beim Brand geschmolzenen Glockenresten ein neues Geläut.
Im Jahre 1804 erwarb die Pfarrei von der Klosterkirche Waldsassen eine Glocke mit einem Gewicht von 145 kg. Zu dieser Zeit befand sich der Turm an der Nordseite der Kirche (heutige Sakristei). Im Jahre 1865 errichtete man an der Ostseite einen neuen Turm mit einer Gesamthöhe von 63,5 m. Der alte Turm wurde bis auf zwei Etagen abgebrochen. 1909 erhielt dieser Turm ein neues Geläut aus der Glockengießerei Hahn in Landshut. In der Glockenstube befanden sich nun 5 Glocken, deren größte Glocke 3.500 kg wog. Bereits 1917 musste die Pfarrei die größte und die kleinste Glocke dieses Geläuts für die Rüstungsindustrie abgeben. Nach dem 1. Weltkrieg befanden sich nur noch drei Glocken auf dem Turm. Die kleinste Glocke (heute Glocke 7) ließ man 1925 von Hahn in Landshut mit einem Gewicht von 400 kg neu anfertigen, womit das Geläut aus vier Glocken bestand. Die kleinste Glocke verblieb in der Zeit des 2. Weltkrieges auf dem Turm, die anderen drei Glocken mussten abgeliefert werden. Nach dem Ende des Krieges kehrte eine Glocke, Johannes der Evangelist (jetzige Glocke 6), unbeschadet aus Hamburg nach Erbendorf zurück.
Bereits 1949 wurde das Geläut vervollständigt, denn in der Glockengießerei Otto in Hemelingen wurden zwei neue Glocken (Glocke 1 und 2) gegossen. Im Herbst 2011 reifte der Wunsch das bereits 1909 fünfstimmige Geläut um eine fünfte Glocke zu ergänzen. Diese Glocke sollte das Geschenk der Pfarrei und Stadt für Bischof Wilhelm Schraml zum goldenen Priester- und 25jährigen Bischofsjubiläum werden. Dazu untersuchte der Glockensachverständige der Diözese Prof. Martin Kellhuber das bisherige Geläut, denn die fünfte Glocke sollte harmonisch dazu passen. Glocken werden nach bestimmten Dispositionen zusammengestellt. Dabei hat jede Glocke einen bestimmten Ton, den sogenannten Nominalton. Bei der entsprechenden Kombination bestimmter Glocken ergibt sich dann ein Anfangsmotiv, wie beispielsweise die ersten Töne von Te deum, Pater noster, Gloria oder Salve Regina. Nach der Tonanalyse des Sachverständigen ergeben sich für unsere Glocken folgende Töne: Glocke 1 -> h0, Glocke 2 -> d1, Glocke 6 -> f1 und Glocke 7 -> a1. Leider ergibt sich aus diesen Tönen kein harmonisches Anfangsmotiv. Selbst mit der fünften Glocke, die laut Sachverständigen den Ton h1 bekommen sollte, ergäbe sich kein Motiv. Erschwerend kommt noch dazu, dass die beiden ältesten Glocken nicht optimal zu den Glocken 1 und 2 passen. Die Glocken 6 und 7 sind zu tief.
Bischof Wilhelm Schraml, der von diser Idee begeistert war, hat nun eine großzügige Stiftung für unsere Pfarrkirche gemacht. Er möchte seiner Heimatgemeinde und der gesamten Erbendorfer Bevölkerung Glocken schenken, die das bisherige Geläut ergänzen und durch verschiedene Motive den Grund und Färbung unserer Zusammenkunft im Gottesdienst oder die Kirchenjahreszeit anzeigen können. Mit diesen Glocken können dann unter anderem die bekannten Motive Te deum, Gloria, Pater noster, Wachet auf erklingen. Im Stahlglockenstuhl des Jahres 1909, der ja Platz für fünf Glocken bietet, werden die drei neuen Glocken ertönen. Dabei werden die bisherigen Glocken 6 und 7 aus dem oberen Glockenstuhl ausgebaut und im Turm in einer tieferen Etage in einen Glockenstuhl gehängt. Diese beiden Glocken sind die ältesten beiden. Glocke 6 stammt noch aus dem Jahre 1909 und ist aus dem Zweiten Weltkrieg unbeschadet zurückgekehrt. Sie war täglich bis zum Herbst 2011 als Angelus-Glocke zu hören. Die Glocke 7 wurde 1925 gegossen und blieb im Zweiten Weltkrieg als einzige Glocke auf dem Turm. Sie ist die Sterbeglocke, die bei einem Sterbefall und jeden Abend nach der Angelus-Glocke ertönt, um der Toten im Gebet zu gedenken. Dank des großzügigen Geschenks von Bischof Wilhelm Schraml erhalten wir ein einmaliges Glockenensemble, das in Zukunft die verschiedensten Gottesdienste und Festzeiten im Kirchenjahr einläuten wird. Auch eine Unterscheidung zwischen einer Messfeier oder Andacht wird durch die Auswahl bestimmter Glockenmotive möglich sein. Freuen wir uns also ein besonderes Geläut zu bekommen. Folgende Glocken werden künftig auf dem Turm hängen:
Glocke 1: Hl. Josef, Ton h0, Gussjahr 1949
Glocke 2: Hl. Michael, Ton d1, Gussjahr 1949
Glocke 3: Jesus Christus Dominus (Motiv Kloster Thyrnau), Ton e1, wird das Bischofswappen Wilhelm Schramls tragen
Glocke 4: Hl. Maria – zukünftige Angelus-Glocke, Ton fis1, Patronat der Pfarrkirche (Motiv: Tobias Schäffler, Erbendorf)
Glocke 5: Hl. Vitus, Ton a1, zur Erinnerung an die Veitskirche und die Urpfarrei St. Veit (Motiv: Tobias Schäffler, Erbendorf)
Glocke 6: Hl. Johannes der Evangelist, Ton f1, Gussjahr 1909
Glocke 7: Hl. Johannes Nepomuk – Sterbeglocke, Ton a1, Gussjahr 1925
Die neuen Glocken 3, 4 und 5 werden an die bisherigen beiden Glocken 1 und 2 aus dem Jahr 1949 genau angepasst, damit sich wohlklingende Motive ergeben. Sie passen also bestens im Gesamtklang zusammen. Die beiden alten Glocken werden weiterhin läutbar sein und als Einzelglocken im Einsatz bleiben können, nur eine Kombination mit den anderen fünf Glocken ist aus harmonischen Gründen nicht möglich und auch nicht notwendig. Denn die ersten fünf Glocken sind ja klanglich aufeinander abgestimmt. Ein weiterer Vorteil durch die Erweiterung ergibt sich mit dem Blick auf das zukünftige Geläut der evangelischen Gemeinde. Unsere neuen Glocken werden besser als die bisherigen beiden kleinen Glocken zum Gesamtgeläut der evangelischen Gemeinde passen, womit wir christlichen Gemeinden die Möglichkeit haben werden die Glocken von beiden Türmen gemeinsam erklingen lassen zu können, ohne dass sich disharmonische Klänge bilden.