Ökumenischer Gottesdienst zum Simultaneum
Auf einem Tandem eröffneten Pfarrer Martin Besold und Pfarrer Christoph Zeh den ökumenischen Gottesdienst am Sonntag im Sportzentrum in Erbendorf. Der katholische Geistliche und der evangelische Seelsorger radelten im flotten Tempo einmal um den Fußballplatz. Eine Abordnung des Zitherclubs unter der Leitung von Veronika Hille ließ dazu ein schmissiges Stück erklingen. Dieser besondere Beginn des Gottesdienstes sollte ein Hinweis auf das Simultaneum sein. Denn bis 1920 bestand dieses in Erbendorf, was bedeutete, dass man die heutige katholische Pfarrkirche gemeinsam für die Liturgie nutzte.
Bevor beide Pfarrern näher auf diese Zeit eingingen, erklärte Gemeindereferentin Roswitha Heining die Bedeutung der verschiedenen liturgischen Gewänder. Der schwarze Talar ist ein typisches Zeichen für einen evangelischen Geistlichen. Es ist ein Gewand, das wir heute auch noch bei Gericht kennen. Rechtsanwälte, Staatsanwälte und Richter tragen einen Talar. König Friedrich Wilhelm III. in Preußen verfügte 1811, dass Professoren, Richter, Beamte und eben auch Geistliche diesen tragen. Die Geistlichen sollten in der Liturgie auch das weiße Beffchen tragen. So wurden Talar und Beffchen die liturgische Kleidung im evangelischen Gottesdienst. Die Stola des katholischen Priesters ist ein typisches Erkennungsmerkmal des liturgischen Gewandes. Sie liegt auf der Schulter auf und soll zeigen, dass das Amt des Seelsorgers auch eine Bürde eine Last sein kann. Unter der Stola trägt der Pfarrer die weiße Albe. Sie erinnert an das Taufkleid und somit an die Taufe eines Christen. Mit ihren unterschiedlichen Gewändern begrüßten beide Seelsorger die zahlreichen Gläubigen, die sich auf der Zuschauertribüne versammelt hatten.
In der Begrüßung erwähnten die Geistlichen, dass über 2 Jahrhunderte evangelische und katholische Christen im gleichen Gotteshaus den Glauben gefeiert haben. Eine Zeit, die nicht immer vom friedvollem Umgang und Rücksichtnahme geprägt war. So mancher Streit und Zwietracht wurden gesät. 100 Jahre später feiern nun beide Konfessionen gemeinsam einen Gottesdienst. Die gelebte Ökumene hat evangelische und katholische Christen wieder ein Stück näher gebracht. Die Feier am Sportplatz zeigte dies auch, dass man sich nicht in einer der beiden Kirchen trifft, sondern in Gottes freier Natur. Dazu passte auch das Evangelium vom Sämann.
Auf dieses gingen dann beide Seelsorger in einer Dialogpredigt ein. Pfarrer Besold erläuterte, dass die Erfahrung eines Sämanns etwas über das Verhältnis zu Gott erzählen kann. Längst nicht alles, was gesät wird, geht auf und gibt Frucht, erläutert er. Aber dort wo es einen guten Ackerboden gibt, wo das Herz und die Seele ein guter Nährboden sind, geht das Wort Gottes auf. Der Ackerboden war ein wichtiger Aufhänger für diesen besonderen Gottesdienst. Denn in der Zeit des Simultaneums hatten beide Konfessionen einen gemeinsamen Ackerboden. Manchmal hat es gut funktioniert und das Wort Gottes hatte gute Früchte in den beiden Gemeinden getragen. Dies kann dann laut Pfarrer Christoph Zeh führen, dass man sich vergleicht. Es ist wie bei Geschwistern. Bei mir ist es schöner und ich kann es besser, erwähnt Zeh. Da sich nun die beiden Konfessionen ein Zimmer, das Gotteshaus, teilen mussten, kam es zu großen Rivalitäten, erwöhnt der evangelische Seelsorger. Dazu führte er einige Beispiele aus der Geschichte an. Heute kann man darüber nur den Kopf schütteln, denn es führt dazu auf keiner Seite die Früchte Christi wachsen können. Pfarrer Besold fuhr mit dem Gedanken fort, dass durch das Simultaneum zwei Sämänner zugange waren. Der eine pflanzt etwas und der andere reißt es wieder aus, so Besold. Das kann nicht gut gehen. Und es ist schwierig geworden. Man kann es mit einem Tandem vergleichen. Zwei Geistliche müssen in die Pedale treten. Man braucht einen gemeinsamen Rhythmus, man muss miteinander, nicht gegeneinander agieren. Und so kam es, dass man vor hundert Jahren das Simultaneum aufgelöst hat. Pfarrer Zeh blieb bei dem Bild der Geschwister in einer Familie. Vor 100 Jahren hat dann jeder sein eigenes Zimmer bekommen. Die Pfarrkirche ging an die Katholischen und die Evangelischen erhielten die Veitskirche sowie das Kommunbrauhaus mit Grundstück. Auf diesem wurde dann die Martin-Luther-Kirche errichtet. Die beiden Geschwister konnten sich nun in ihren Zimmern gut entwickeln und durch den gemeinsamen Glauben verbunden bleiben. Das hat der ökumenische Gottesdienst eindrucksvoll gezeigt, dass man 100 Jahre später miteinander Gott loben kann. Mit einem Danklied begleitet vom Zitherclub ging ein außergewöhnlicher Gottesdienst zu Ende.